Das Wissenschaftliche Institut der AOK hat kürzlich gemeinsam mit der Universität Berlin und der Beuth Hochschule für Technik den Fehlzeiten-Report 2018 herausgegeben. Im Fokus dieser Ausgabe steht “Sinn erleben – Arbeit und Gesundheit.” Hierzu wurden circa 2.000 Beschäftigte im Frühjahr dieses Jahres befragt, um herauszufinden, wie Arbeitnehmer den Sinn ihrer Arbeit erleben, wie Führungskräfte das Unternehmensklima positiv beeinflussen können und welche BGM-Konzepte es zur Prävention von Sinnkrisen gibt.

Ergebnisse der Studie

Bedenklich viele Teilnehmer der Umfrage klagen über gesundheitliche Probleme – die Mehrheit macht ihren Job dafür verantwortlich. So leiden beispielsweise 45 Prozent der Befragten unter Erschöpfung, 31 Prozent klagen über Schlafstörungen und 30 Prozent fühlen sich lustlos und ausgebrannt. Unter den rein körperlichen Beschwerden rangieren Rücken- oder Gelenkschmerzen (52 Prozent) und Kopfschmerzen (35 Prozent) auf den vordersten Plätzen. Hinzu kommt, dass viele Befragte zu Präsentismus neigen und etwa 20 Prozent gegen ärztlichen Rat am Arbeitsplatz anwesend waren.

Sinnhaftigkeit oder mehr Geld?

Bei der Frage nach dem Wunsch, den die befragten Arbeitnehmer an ihren Job haben, stehen sichere und gesunde Arbeitsbedingungen (94 Prozent) sowie das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun (93 Prozent) an erster und zweiter Stelle. Knapp 93 Prozent antworteten, dass ihnen eine interessante Tätigkeit wichtig sei und für 90 Prozent hat die Vereinbarkeit mit dem Privatleben bzw. der Familie eine hohe Priorität. Den Punkt hohes Einkommen haben knapp 61 Prozent der Befragten mit sehr/eher wichtig beantwortet.

Betrachtet man den Krankenstand, so fällt auf, dass Arbeitnehmer, die wenig Sinn in ihrem Job sehen, häufiger krank sind. Diese Personen haben im vergangenen Jahr im Durchschnitt an 19,6 Tagen gefehlt. Beschäftigte, die eine gewisse Erfüllung in ihrer Arbeit sehen, fehlten dagegen nur 9,6 Tage.

Was definiert Sinn?

In unserem Berufsleben existieren verschiedene Sinnquellen, die von jedem Arbeitnehmer subjektiv bewertet werden. Der Fehlzeiten-Report unterscheidet hier drei Motive, aus denen eine Sinnhaftigkeit im Job entstehen kann: der gesellschaftliche Nutzen, den Menschen dieser Arbeit zusprechen, die Verwirklichung eigener beruflicher Ziele im Unternehmen und das soziale Klima. Über 98 Prozent der Befragten antworteten, dass es Ihnen wichtig sei, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen. Bei knapp 85 Prozent trifft dieses auch zu. Eine gute Beziehung zum Vorgesetzten finden etwa 92 Prozent wichtig und rund 80 Prozent der Befragten erleben diese gute Beziehung auch im Job. Für seine Arbeit im Unternehmen Wertschätzung zu erhalten, hat für etwas über 92 Prozent einen hohen Stellenwert. Knapp 73 Prozent der Befragten erfahren dieses im Berufsalltag, Wunsch und Wirklichkeit stimmen also bei vielen nicht überein. Häufig mündet diese Diskrepanz in der Frage nach der Sinnhaftigkeit der Arbeit.

BGM ist mehr als Ergonomie am Arbeitsplatz

Viele Maßnahmen im Betrieblichen Gesundheitsmanagement sind gut gemeint aber schlecht umgesetzt, die Angebote verfehlen demnach oftmals die Bedürfnisse der Angestellten. Firmen-Rabatte in Fitness-Studios sind eine feine Sache, fraglich ist jedoch, ob Unternehmen damit nicht hauptsächlich diejenigen Mitarbeiter erreichen, die sowieso in der Freizeit viel zum Sport gehen? Und sorgen kostenlose Massageangebote wirklich für ein gesteigertes Empfinden der Sinnhaftigkeit im Büroalltag?

Unternehmen sollten sich bewusst werden, dass gesundheitliche Beschwerden oftmals durch die Art und Weise wie gearbeitet wird bekämpft werden. Vorgesetzte sollten eine Wertschätzung schaffen sowie eine angenehme Arbeitsatmosphäre. Diese Büro-Kultur würde bei vielen Beschäftigen eher zu einem gesünderen Arbeitsalltag führen als ein neuer Bürostuhl oder eine ergonomische Computermaus.

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